Hochschule für Gestaltung Offenbach

Über die Ausstellung

Die Ausstellung „Linientreu“ versammelt elf Künstler/innen, die an der Offenbacher Hochschule für Gestaltung studiert haben bzw. noch studieren. Die Künstler/innen arbeiten in diversen freien und angewandten Zusammenhängen. Ihr gemeinsamer Ausgangspunkt ist die Zeichnung. Ob sie grafisch oder bildhauerisch arbeiten, malen, Bühnenbilder entwerfen oder Texte schreiben – der Linie bleiben alle elf auf ihre Weise treu. So ermöglicht die Ausstellung eine Begegnung mit aktuellen Positionen, die eine künstlerische Herkunft teilen.

Vernissage

Donnerstag, 30. März 2017, 19 Uhr

Ausstellung

Freitag, 31. März 2017
Samstag, 1. April 2017
Sonntag, 2. April 2017
jeweils von 12-19 Uhr geöffnet

Offenbacher Zollamt Galerie
Frankfurter Straße 91
63067 Offenbach am Main

In Kooperation mit der Hochschule für Gestaltung Offenbach und auf Initiative des Lehrbeauftragten Dr. Norman Hildebrandt

Ausgestellte Positionen

Franz DittrichFranz Dittrich

Eugen ElEugen El

Bea EmsbachBea Emsbach

Patrick HallerPatrick Haller

Norman HildebrandtNorman Hildebrandt

Miriam HilkerMiriam Hilker

Lisa Marei KleinLisa Marei Klein

Roman KöllerRoman Köller

Edwin SchäferEdwin Schäfer

Achim SchauffeleAchim Schauffele

Zeljko VidovicZeljko Vidovic

Franz Dittrich – Homepage | Email

Franz Dittrich (geb. 1982) arbeitet seit 2013 am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg. Neben zahlreichen Ausstellungsbeteiligungen realisierte er schon als Student Bühnenbilder. In seiner jüngsten Serie „Emoticons on Canvas“ überträgt Franz Dittrich Kompositionsregeln, die auf die antike Ornamentik und Architektur zurückzuführen sind, auf die Außenlinie eines zweidimensionalen Körpers. Dabei bezieht er sich auf die Kunstform der amerikanischen Signaturen-Graffiti.

Eugen El | Homepage | Email

Eugen El (geb. 1984) lebt und arbeitet als freier Journalist und Künstler in Frankfurt am Main. Die Ausgangsbasis für seine künstlerische Arbeit ist die zeichnerische Schulung an der menschlichen Figur. Von Els Zeichnungen wird oft gesagt, es seien Selbstporträts. Seine Figuren fungieren als Stellvertreter, Kommentare, Charakterstudien. Sie sind zumeist betont sachlich. Die Figuren sehen El ähnlich, weil er sie ohne Modell zeichnet.

Bea Emsbach | Email

Bea Emsbach lebt und arbeitet in Frankfurt am Main. Sie wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, zuletzt 2013 mit dem Marielies Hess-Kunstpreis. Emsbach sieht das Zeichnen als ein Ringen um die Bilder aus dem Bodensatz des allgemeinen Unterbewussten und der Mythen, aber auch aus einer bewussten Beschäftigung mit Anthropologie und Psychologie. Ihre Zeichnungen sind bevölkert von anthropomorphen Pflanzen und Protagonisten eines inneren Naturvolkes, dessen Riten rätselhaft bleiben und viele Assoziationen hervorrufen.

Patrick Haller | Email

Patrick Haller (geb. 1988) studiert an der Hochschule für Gestaltung Offenbach. In seiner Arbeit beschäftigt sich Haller mit der Transformation und Vermischung des kommunikativen Charakters der „Linie“ sowie ihrer unterschiedlichen Qualitäten in freier und angewandter Zeichnung, Illustration und im Kommunikationsdesign.

Norman Hildebrandt | Email

Norman Hildebrandt (geb. 1982) lebt in Offenbach und Wien. Seit 2013 ist er Lehrbeauftragter für Zeichnung an der Hochschule für Gestaltung Offenbach. Hildebrandts Motivwelten schildern bisweilen poetische Szenerien mit einem Hang ins Verstörende. Den auf den ersten Blick oftmals possierlich anmutenden Figuren haftet nach näherer Betrachtung etwas sublim Perfides an.

Miriam Hilker | Email

Miriam Hilker (geb. 1982) lebt in Göttingen. Seit 2014 arbeitet sie in der Galerie Art Supplement. Die Bilder ihrer Serie „Nachkoloriert“ entstehen aus mehreren feinen Lasuren aus Tusche auf Leinwand. Sie zeigen Landschaftsausschnitte, Panoramen oder Feuerwerk – bekannte Szenerien, die jedoch subjektive Erinnerungsmomente im einzelnen Betrachter hervorrufen können. Die malerische Umsetzung und die Assoziation mit einer alten Fotografie geben einen neuen Blick, der sich auf die Lichtstimmung konzentriert und auf die einfachen Formen und Bewegungsrichtungen.

Lisa Marei Klein | Homepage | Email

Lisa Marei Klein (geb. 1980) lebt und arbeitet in Offenbach. 2016 war sie an der Ausstellung „denn sie wissen, was sie tun …“ im Neuen Kunstverein Aschaffenburg beteiligt. In ihrer bildhauerischen Arbeit verwendet Klein die Materialien häufig atypisch. Form und Inhalt scheinen auf den ersten Blick nicht zusammenzupassen. Lisa Klein ist es wichtig, dass das Material eigenständig Geschichten erzählt. Durch die Mischung natürlicher, bekannter mit modernen, techniknahen Materialien entsteht ein zunächst fremd erscheinendes Objekt.

Roman Köller | Homepage | Email

Roman Köller (geb. 1982) studierte Visuelle Kommunikation in Offenbach an der Hochschule für Gestaltung, sowie mit einem Fulbright Stipendium in Boston am Massachusetts College of Art und am MIT. Er hat als selbstständiger Kommunikationsdesigner und Illustrator angewandte zeichnerische Projekte realisiert und arbeitet derzeit bei Kultur123 Stadt Rüsselsheim, wo er das künstlerische Ausstellungsformat „illust_ratio“ kuratiert. In seinen Zeichnungen sucht Roman Köller die erzählerische Kraft hintersinniger Bilder auszuschöpfen.

Edwin Schäfer | Homepage | Email

Edwin Schäfer (geb. 1965), war 2016 an den Ausstellungen „Edwin Schäfer Sandip Shah“ in der Ausstellungshalle Schulstraße sowie „Zeichnende“ in der „bewohnten Kunstinstallation“, Frankfurt, beteiligt. Schäfers Tuschezeichnungen zeigen fremdartig erscheinende menschliche Figuren und filigrane, sich wiederholende Linienstrukturen. Die Linien und die Figuren gehen manchmal ineinander über, andernorts entstehen aus den Linien organische Gebilde.A

chim Schauffele | Homepage | Email

Achim Schauffele (geb. 1976) lebt und arbeitet in Hamburg. In 2015 und 2016 war er dort an zahlreichen Ausstellungen und Konzertauftritten beteiligt. Schauffeles lakonisch-figurative Bilder lassen zuweilen Assoziationen zur Kunst aus psychiatrischem Kontext aufkommen. Sie sind höchst suggestiv. Schauffele experimentiert zudem mit Installationen aus Ruß und Lehm sowie Trockenblumen.

Zeljko Vidovic | Homepage | Email

Zeljko Vidovic (geb. 1975) lebt und arbeitet in Offenbach und Frankfurt am Main. 2015 hatte er das Stipendium Künstlerhaus Schloss Balmoral in Bad Ems inne. Seine Videoarbeiten liefen schon auf zahlreichen Filmfestivals. Vidovics Tuschezeichnungen zeigen rhythmisierte Kompositionen aus menschlichen Körpern und rätselhaft anmutenden Interaktionen. In seinen animierten Videoarbeiten erinnert Vidovic collageartig und visuell überbordend an den allgegenwärtigen Overkill an Kommunikation in all ihren Facetten.

Impressum

„linientreu“ in der Zollamt Galerie

Die Linie als Ausgangspunkt

Ob Bildhauer, Maler oder Grafiker: Die Linie spielt für viele Künstler eine zentrale Rolle. Nun kehren elf Künstler der Hochschule für Gestaltung Offenbach in der Zollamt Galerie zum Ursprungspunkt Linie zurück.

Die insgesamt elf Künstler verbindet eine Gemeinsamkeit: Sie kommen alle von der Linie, vom Zeichnen. Obwohl sie auf unterschiedliche Weise mit unterschiedlichen Medien arbeiten, ist die Linie ihr Ausgangspunkt. Ob sie grafisch oder bildhauerisch arbeiten, malen, Bühnenbilder entwerfen oder Texte schreiben – der Linie bleiben alle elf auf ihre Weise treu.

In der Ausstellung „linientreu“ besinnen sie sich auf diese Gemeinsamkeit. Hinzu kommt, dass sie alle an der Hochschule für Gestaltung Offenbach (HfG) ihr Studium absolviert haben oder noch studieren. Dennoch wurden sie von mehreren Lehrern geprägt. Denn die Künstler stammen aus verschiedenen Generationen von Studierenden. Haben manche in den Neunzigern an der Hochschule studiert, so gibt es welche, die eher zu Beginn der Nullerjahre oder gegen Ende der Nullerjahre begonnen haben. So sind die Professoren Manfred Stumpf und Dieter Lincke prägende Persönlichkeiten für einige der Ausstellenden. „linientreu“ ist eine Begegnung aktueller Positionen, die eine künstlerische Herkunft teilen.

Stellvertreter, Kommentare, Charakterstudien
Edwin Schäfer zeigt Arbeiten, die hier und da aus ihrem Rahmen ausbrechen und direkt auf der Ausstellungswand stattfinden. Seine Tuschezeichnungen zeigen fremdartig erscheinende Figuren, in denen manchmal menschliche Formen aufblitzen, und filigrane, sich wiederholende Linienstrukturen. Die Linien, und damit auch die Figuren, gehen manchmal ineinander über, andernorts entstehen aus den Linien organische Gebilde.

Gegensätzlich dazu zeigt Eugen El zehn gereihte Zeichnungen. Es handelt sich bei den DIN A4-großen Zeichnungen um sachliche Porträts. Man sieht dabei Personen, die sich sehr ähnlich sehen, die zufällig auch dem Künstler sehr ähnlich sehen. El spielt mit der uneindeutigen Zuordnung, die durch die sachliche Zeichenweise verschärft wird. Seine Figuren fungieren als Stellvertreter, Kommentare, Charakterstudien.

Erzählerische Kraft
Direkt im Raum präsentiert Achim Schauffele seine Arbeiten. Die in Öl auf Leinwand gemalten lebensgroßen, ausgeschnittenen Figuren schweben an einer Schnur im Ausstellungsraum. Sie sind beidseitig bemalt und auch motivisch ambivalent. Wirken sie anfangs noch naiv, wie kindliche Malereien, werden die Figuren immer unheimlicher, eine Steigerung ins düster Triebhafte hinein. Sie können höchst aggressiv sein und lassen zuweilen Assoziationen zur Kunst aus psychiatrischem Kontext zu.

Bea Emsbach zeigt eine Serie in Tusche. Auch bei ihr spielt das Unterbewusste eine zentrale Rolle. Ihre Zeichnungen thematisieren Motive aus dem allgemein Unterbewussten und der Mythologie. Sie beschäftigt sich jedoch auch bewusst mit der Anthropologie und Psychologie. Ihre Zeichnungen sind bevölkert von anthropomorphen Pflanzen und Protagonisten eines inneren Naturvolkes, dessen Riten rätselhaft bleiben und viel Raum für Assoziationen lassen. Sie arbeitet akribisch genau. So sind ihre Arbeitsprozesse meist langsam und langwierig.

Auch einige Positionen von Künstlern, die sich bewusst als Illustratoren verstehen, werden hier präsentiert. Wie zum Beispiel Roman Köller oder Patrick Haller. Hier steht eine kommunikative Arbeitsweise im Vordergrund mit dem Ziel, erzählerische Kraft zu enthalten.

„linientreu“ – Ein Wortspiel
Die Ausstellung in der Zollamt Galerie entstand in Kooperation mit der HfG und auf Initiative des Lehrbeauftragten Dr. Norman Hildebrandt. Die Eröffnungsrede wird der ehemalige Professor für Bildhauerei Wolfgang Luy halten.

Linientreu: Franz Dittrich, Eugen El, Bea Emsbach, Patrick Haller, Norman Hildebrandt, Miriam Hilker, Lisa Marei Klein, Roman Köller, Edwin Schäfer, Achim Schauffele, Zeljko Vidovic

30. März 2017
Tamara Marszalkowski

Galerie Art Supplement

Mit Zeichnungen auf Expedition

Die Galerie Art Supplement hat jetzt eine Ausstellung mit aktuellen Arbeiten von 19 Studierenden der Hochschule für Gestaltung Offenbach eröffnet. Entstanden sind die vielfältigen Motive während des Kurses „Die Ausdrucksmittel der Zeichnung“ im Lehrgebiet „Grundlagen Grafikdesign / Illustration“.

Göttinger Tageblatt

Zeichnungen von 19 Studierenden der Hochschule für Gestaltung Offenbach sind in Göttingen zu sehen.

 
Zeichnungen von 19 Studierenden der Hochschule für Gestaltung Offenbach sind in Göttingen zu sehen.
Quelle: Christina Hinzmann

Göttingen. Was für ein prächtiger Hummer. In elegantem Schwung führt die gezeichnete Linie um die Konturen des Tierkörpers herum. Und die Verführung ist groß, nachzuvollziehen, ob die Zeichnung von Nico Mason in einer einzigen Linie ausgeführt ist. Auch die anderen Arbeiten der Serie, ein Goldfisch und das Porträt eines Mannes mittleren Alters, fordern heraus, die wenigen gesetzten Linien näher zu betrachten.

An der gegenüberliegenden Wand scheint Victor Krautwig in kranzförmigen Gebilden die Unendlichkeit eingefangen zu haben. Und die computergenerierten Arbeiten von Yannick Brenden zeigen sowohl Knäuel kopfloser Gestalten als auch kokette Tänzerinnen in einer typografischen Vervielfältigungsparade.

Die Ausstellung zeigt „ein breit gefächertes zeichnerisches Panorama mit unterschiedlichsten Motivhorizonten“, erklärt Norman Hildebrandt. In seinem Kursus an der Hochschule fördere und fordere er die individuelle künstlerische Ausdrucksweise. So gleiche keines der „gezeigten Konturgehege“ dem anderen.

„Das Zeichnen fungiert als eine Art Halt gebendes Geländer, als eine Expeditionsform, die hilft, die eigenen psychischen Untiefen auszuloten und letztlich mit Distanz aus sich heraus auf das Blatt Papier zu stellen“, so der Dozent. Vielfalt kennzeichnet die Arbeiten der Studentengruppe. Wobei sich die Motive mal über die Linie artikulieren, dann wieder durch flächige Formgefüge aufbauen oder in der Kombination beider Ausdrucksmöglichkeiten.

Während Lea Klemisch ihre gesetzten geometrischen Formen jeweils mit einem wilden Moment konterkariert, widmet sich Michael Franzen dem zeitlichen Moment von Architektur. Laura Gil Fugger zeigt in realistischen, mit japanischem Tuschestift gefertigten Studien Tiere und Organe sowie ein fantasievolles kleinteiliges Figurenarrangement.

Unter den zumeist in Schwarz-Weiß gehaltenen Arbeiten sticht die Farbigkeit der Pastellkreide-Bilder von Jingsi Li förmlich heraus. Fröhlich, spielerisch, poppig und poetisch muten ihre mit schwungvoller Linienführung gezeichneten Figuren an.

Von Peter Krüger-Lenz