Katrin Graalmann

Plattenbau mit Charme

Urbane Räume, Plattenbauten, Funktionsbauten und Nachkriegsarchitektur. Das klingen nach faden Bildern. Die Künstlerin Katrin Graalmann zeigt in ihrer Ausstellung in der Göttinger Galerie Art Supplement, dass Gebäude einen ganz eigenen Charme besitzen können.

Göttingen. Durch einen Zeitungsartikel wurde Graalmann auf eine Bürgerinitiative aufmerksam, die sich für die Erhaltung eines unter Denkmalschutz gestellten Gebäudes einsetzte. „Ich habe das nicht verstanden. Für mich war das ein hässliches Gebäude“ , erzählte Graalmann. Doch dieses Gebäude war repräsentativ für die Nachkriegsarchitektur Deutschlands. Weg von den pompösen Bauten des Nationalsozialismus, hin zur schlichten und bescheidenen Gebäudegestaltung. „Die Nachkriegsarchitektur spiegelt den Grundgedanken der Demokratie wieder: Wir sind alle gleich“.

Durch diesen Auslöser, so Graalmann, habe sie Gebäude ganz anders wahrgenommen. Für die nächste Faszination sorgten Plattenbauten. „Plattenbauten sollten schnell gebaut sein und viel Licht und Raum bieten“, sagt Graalmann. Ein Beispiel dieser Architektur ist das in Berlin erbaute „Corbusierhaus“. Die im Osten stehenden Plattenbauten wurden nach der Wirtschaftskrise verkleinert und prägen eine „lieblose“ Wahrnehmung dieser Bauten. „Ein Gebäudemodell  wurde unabhängig von Topographie und Nachbargebäuden millionenfach gebaut“, so Graalmann.

Graalmann setzt ihre Bilder als klassische Radierung um. Sie besitzt eine eigene Radierwerkstatt in Hamburg, in der sie auch für andere Künstler druckt. Zudem ist sie Dozentin für Druckgraphik an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in der Hansestadt.

In ihrem Werk „Stürzende Bauten“ verbindet Graalmann Architektur und Organik und lässt ein surreal anmutendes Gebäude entstehen. „Architektur widerspricht mir eigentlich durch die rechtwinkligen Anordnungen“, erklärt Graalmann. Durch die Kombination von Organik und statischen Bauten ist eine spannende Ausstellung entstanden, die einen neuen Blickwinkel auf Plattenbauten und trocken erscheinende Architektur bietet.

Von Vincent Lubbe

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