Eugen El

Unterschwellige Arbeitnehmer

Eugen El zeigt Zeichnungen in Göttinger Galerie „Art Supplement“

Zunächst wirkt die Ausstellung des Künstlers Eugen El in der Galerie „Art Supplement“ kalt und steril. Die Zeichnungen des Frankfurter Künstlers heben sich kaum vom Weiß der Wände ab. Eine Anlehnung an die Neue Sachlichkeit ist nicht zu übersehen. „Neue Gesichter“, so lautet auch der Titel der Einzelausstellung mit Figurenzeichnungen.

Göttinger Tageblatt 

Neben seiner Zeichnung: Eugen Els Charakterstudien sehen ihm ähnlich, sind aber keine Porträts.


Quelle: Heller

Göttingen. Die Zeichnungen zeigen stets denselben Menschen. Ein Mann, vielleicht Anfang 30, mal mit Krawatte, mal mit Pullunder, immer steif mit einem kaum wahrnehmbaren Lächeln. Die Zeichnungen erinnern an Bewerbungsfotos. Allerdings scheint der Tag vor dem Fototermin schlecht gelaufen zu sein.

Eine gewisse Ähnlichkeit mit dem in Minsk geborenen Künstler ist erkennbar. Er zeichnet ohne Modell. Es sind Charakterstudien, introspektiv, vielleicht sehen die Figuren ihm deswegen ähnlich, sagt El. Es gehe darum, Haltungen auszuprobieren. El zeichnet also Stellvertreter, Selbstporträts die als Kommentare im Raum stehen.

Figurenzeichnungen und Selbstporträts

Eugen El hat in Offenbach studiert. Inspiriert haben ihn der Künstler Christian Hahn und sein Professor an der Hochschule für Gestaltung, Christian Janecke. Drei Themen interessieren El in seinem Schaffen: Raumstudien und Selbstporträts, die moderne Architektur und die Figurenzeichnung ohne Modell. Bei der Göttinger Ausstellung sind in erster Linie die Figurenzeichnungen und Selbstporträts zu finden.

Zur Eröffnung spielt Jospeh Hilker eine musikalische Einstimmung auf einer knallroten Gitarre, dem einzigen Farbfleck am Ort. Immer wieder schaut man in die gezeichneten Gesichter an der Wand: comichaft, der Mund allein durch einen waagerechten Strich geformt, alles ganz neutral und sachlich. Doch auf den zweiten Blick eröffnet sich die emotionale Welt der Figuren.

Kleines Spektrums der Gefühlswelt

Auf einem Bild zeigt sich ein spöttischer Blick, auf einem anderen bedrängt den Betrachter ein non-verbaler Vorwurf, die Figuren sind genervt, gelangweilt, lauernd. Es ist nicht die große Bandbreite der menschlichen Gefühle, die El in seinen Bildern porträtiert. Seine gezeigten Ausdrücke bewegen sich innerhalb eines kleinen Spektrums der Gefühlswelt.

Dadurch sind sie jedoch nicht weniger intensiv und tatsächlich näher an der Realität, denn der Alltag zeichnet sich keineswegs durch ein manisches Auf und Ab aus. Els Strichführung zeigt Kontraste. Es gibt die starken, klaren Linien, aber auch den skizzenhaften, lockeren Strich, der sich in einer Zeichnung bis ins Wütende steigert.

El porträtiert so exemplarisch den modernen Arbeitnehmer. Ebenso unterschwellig wie das Lächeln der Figuren, ist darin auch Els Gesellschaftskritik.

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