Sendung: Mittendrin [Redaktion]
Autor: Tina Fibiger
Datum: 02.10.2018  
Dauer: 04:20 Minuten
Nach den zahlreichen Partnerschaftsfeiern in Göttingen und Torun gibt es nun ein kreatives Finale zum 40-jährigen Städtebündnis. Zunächst engagierten sich Göttinger Künstler mit einer Ausstellung in Torun für den künstlerischen Dialog. Jetzt präsentieren sich Toruner Maler, Bildhauer und Graphiker in Göttingen und zeigen ihre Arbeiten in drei Galerien. Darauf verweist auch der Titel ihrer Werkschau „3-2-1-Ö“. Die Besucher können zwischen der Alten Feuerwache, der Galerie „Art Supplement“ und dem Göttinger Künstlerhaus flanieren und begegnen dabei den unterschiedlichen Stimmen in der polnischen Gegenwartskunst. Tina Fibiger war für uns bei der Eröffnung der „3-2-1-Ö“-Ausstellungen.
Dieser Beitrag wird Ihnen präsentiert von: Wochenmarkt Göttingen

Dossier

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Den Auftakt für die Begegnung mit den künstlerischen Stimmen aus der polnischen Partnerstadt hatte die Galerie „Alte Feuerwache“ übernommen. Der Titel der Ausstellung „3-2-1-Ö“ sei allein schon Kunst, erklärte Oberbürgermeister Rolf-Georg Köhler zur Eröffnung, weil sich dahinter die Idee verberge, drei Galerien, zwei Städte und eine Partnerschaft miteinander zu kombinieren und ein kreatives Ö viel besser als der Buchstabe G auf Göttingen verweise.

O-Ton 1, Rolf-Georg Köhler, 31 Sekunden

Die Ausstellung ist das Gegenstück zur Ausstellung in Torun, an der 40 Göttinger Künstlerinnen und Künstler mitwirkten. Unser Partnerschaftsjubiläum mit Kunst zu feiern, passt ausgezeichnet, denn Kunst verbindet, Kunst regt zur Diskussion an, Kunst öffnet Horizonte. Mit unserer Städtepartnerschaft, mit der Verleihung des Literaturpreises und der Ausstellung, mit all den Freundschaften, die im Laufe von 40 Jahren geschlossen wurden, geben wir einen Beitrag dafür, dass der europäische Gedanke fortgelebt wird.“

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Die Werkschau in der Alten Feuerwache ist vor allem der traditionellen Gegenwartskunst gewidmet, in der auch viele klassische Themen und Motive anklingen. Sei es in malerischen Naturstimmungen und Stillleben oder in der Erforschung von Farbräumen- und Strukturen, Auch graphische Elemente fließen in eine Reihe von Bildkompositionen ein, mit ironischen Kommentaren über die Konsumgesellschaft und das globale ökologische Desaster, das sie produziert. Dabei wird der Ausstellungsbesucher zugleich auf die graphischen Arbeiten eingestimmt, die in der benachbarten Galerie Art Supplement zu sehen sind und diese Themen zeichnerisch vertiefen. Ganz andere Eindrücke vermittelt wiederum die Galerie im Künstlerhaus, bei der Kurator Christoph Bialowicz vor allem die junge Toruner Künstlerszene im Blick hatte. Er berichte von brandneuen Bildern und brandneuen Ideen, die aus jungen Köpfen kommen und dass das sein Hauptanliegen gewesen sei.

O-Ton 2, Krysztof Bialowicz, 9 Sekunden

My main idea was to create and to show brand new pictures, brand new ideas, which come from the young brains.”

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Für das Künstlerhaus hat der Kurator für Design und neue Medien im Toruner Zentrum für Zeitgenössische Kunst die Räume in Energiefelder verwandelt. Schon im weißen Saal entwickelt sich eine dramatische Korrespondenz zwischen den Kompositionen, die Rückzugsorte wie Schwimmbäder und Sportstudios erforschen und hier auf Blauformationen treffen und auf Farbverwerfungen, die an Erdkrusten erinnern. Im ersten Stock des Künstlerhauses gerät der Besucher ebenfalls in ein Netz von vielstimmigen künstlerischen Reflektionen. Eine Collage aus historischen Filmaufnahmen über Massenbewegungen, Aufruhr und Proteste setzt Bialowicz mit skulpturalen Objekten in Beziehung, die das Funktionieren komplexer Systeme thematisieren und dabei auf Ameisenhügel und Bienenstöcke verweisen. Im benachbarten Raum schwebt eine Hängematte neben einem Herzmuskel hinter Glas, der mit Stecknadeln traktiert wurde. Der Kurator der Ausstellung verweist hier auf die Texthinweise der Künstler und ihre Ideen zum Entstehungsprozess, aus denen die Besucher natürlich ihre eigenen Ideen zu den Künstlerstatements ableiten können.

O-Ton 3, Krysztof Bialowicz, 10 Sekunden

Every work has explanation. You can see the text beneath the works and you can create your own idea of course but basing on the artistic statement.”

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Mit der Werkschau „3-2-1-Ö“ in drei Göttinger Galerien verbindet der Ausstellungskurator auch drei Sehwege, sich das vielstimmige Spektrum in der Toruner Künstlerszene zu erschließen. Mit klassischer Malerei, wie sie in der Alten Feuerwache gezeigt wird, den graphischen Exkursionen in der Galerie Art Supplement und den konzeptionellen Arbeiten junger Künstler im Künstlerhaus. Bialowicz schwärmt von der inspirierenden Stimmung, die er hier in Göttingen erlebt habe und dass auch diese Ausstellung viel Gesprächsstoff biete. Ganz besonders für den kreativen Dialog zwischen den beiden Partnerstädten.

Zur Verfügung gestellt vom StadtRadio Göttingen