am Sonntag, den 25. August 2019, um 12 Uhr,
eröffnet in der Galerie Art S u p p l e m e n t eine neue Ausstellung :
Fotografien von Efraim Habermann
E f r a i m H a b e r m a n n, der mit seiner Familie dem nationalsozialistischen Terror nur knapp entkam, hat sich Berlin in den Jahren nach seiner Rückkehr mit der Kamera „zurückerobert“.
Dabei war sein Blick auf die Stadt und ihre Menschen weder von Ressentiments noch von Sentimentalität geprägt. Ihn interessierte nicht das dokumentarische Abbild, sondern die ästhetische Komposition im Zusammenspiel von Stadt und Mensch. So entstanden Fotografien von großer formaler Strenge, Zurückhaltung und Stille. In seiner Arbeit gibt es keinen Zufall, alles ist arrangiert, zusammengehalten von einer durchdringenden Poesie.
Efraim Habermann, geboren 1933 in Berlin, floh als Sechsjähriger mit seinen Eltern nach Palästina. 1957 kehrte er nach Berlin zurück, arbeitete als technischer Zeichner und ab Mitte der 1960er Jahre auch als freiberuflicher Fotograf.
(Text aus „Efraim Habermann – Berliner Stillleben“, Lehmstedt Verlag, Leipzig)
Buch: Efraim Habermann – Berliner Stilleben – Fotografien 1975-2000
Tagesspiegel:
Fotografien von Efraim Habermann – Konstrukteur des Augenblicks
Kommunale Galerie, Berlin:
Mit Licht zeichnen – Fotografien von Efraim Habermann
Zwischen Perfektion und Poesie
Ausstellung „Fotografie“ mit ausgesuchten Werken von Efraim Habermann in der „Galerie Art Supplement“ eröffnet / Bilder sind noch bis 22. September zu sehen
Mit Livemusik und einer kurzen, aber recht prägnanten Einleitung ist am Sonntag, 25. August, eine neue Ausstellung in der „Galerie Art Supplement“ an der Burgstraße 37a eröffnet worden: Unter dem schlichten Titel „Fotografie“ sind noch bis zum 22. September Bilder des in Berlin lebenden Foto-Künstlers Efraim Habermann zu sehen.
Streng angeordnet sind die Schwarzweiß-fotografien an den weißen Wänden der Galerie; die meisten haben schwarze Rahmen, einige weiße. Die Inszenierung der sorgfältig ausgewählten Motive erinnert ein wenig an Film- oder Negativ-streifen. Und das ist durchaus so beabsichtigt, wie Galerie-mitarbeiterin Miriam Hilker, selbst erfolgreich ausstellende Künstlerin, verrät: „Wir bewegen uns szenisch durch die gezeigten Städte Berlin, Venedig und Utrecht, so wie Habermann diese Orte entdeckt hat“, erklärt die Gastgeberin. Ausgewählt habe sie die Bilder gemeinsam mit dem Künstler, der zur Eröffnung nicht selbst vor Ort sein konnte: „Wir bedauern das sehr, aber er ist inzwischen 86 Jahre alt und reist nicht mehr gern“, begründet Hilker. Wer ihn treffen und mit ihm über seine Werke diskutieren möchte, hat dazu aber trotzdem Gelegenheit – die Bereitschaft vorausgesetzt, nach Berlin zu reisen. „Man trifft ihn dort häufig abends im Literaturhauscafé, dort ist er Stammgast“, weiß Hilker zu berichten.
Immer wieder schöne Frauen
Die Motive, die sie zusammen mit Habermann für die Ausstellung ausgesucht hat, sind durchaus vielseitig: Mal sind es klassische Stillleben, mal Ausschnitte oder Details von Gebäuden, mal geometrische Formen, mal Panoramen, mal Schattenspiele. Manches wirkt fast wie gemalt. Ein Motiv allerdings taucht vergleichsweise häufig auf: „Es sind immer wieder schöne Frauen, die den Bildern nochmal etwas Besonderes geben“, beschreibt Hilker. Man sieht sie vor Gemälden, vor Plakaten, vor markanten Landschaften oder Bauwerken – aber praktisch nie vor klassischen Sehenswürdigkeiten der jeweiligen Städte. Okay, das Detail-bild der U-bahn-station „Gleisdreieck“werden nicht nur Ortskundige schnell in Berlin verorten. Und der Gondoliere in seinem typisch venezianischen Gefährt, der gerade unter einer Brücke durchzumanövrieren versucht – ja, gut, der wird dann wohl in Venedig aufgenommen worden sein. Bei den meisten anderen Bildern sind die Entstehungsorte aber nicht unbedingt auf den ersten Blick identifizierbar.
Ausdrucksstark und faszinierend
Darauf kommt es bei Habermann auch gar nicht an: „Die Bilder sind sehr ausdrucksstark, sie gefallen mir sehr. Sie alle haben eine faszinierende Struktur, und die Motive sind sehr spannend ausgewählt“, sagt etwa Annegret Hilker, Miriams Mutter, die als Besucherin zur Vernissage gekommen ist und die Bilder gerade zum ersten Mal auf sich wirken lässt. „Jedes für sich strahlt eine Art Perfektionismus aus und wirkt gleichzeitig fast poetisch“, schwärmt Hilker. Tochter Miriam spricht ebenfalls von „poetischen Kompositionen“, die sie schon beim Aussuchen begeistert hätten: „Man wird in diese Bilder regelrecht hineingezogen“, bringt es die Gastgeberin treffend auf den Punkt. Denn: „Die Situationen auf den Bildern wirken einfach sehr greifbar.“ Ähnliches bekommt man zu Gehör, wenn man den Gesprächen der anderen Vernissagebesucher lauscht.
Ziemlich unkonventionell
Auch wenn die Bildmotive manchmal zufällig wirken, so sind sie doch stets sorgfältig inszeniert. Manchmal erschließt sich erst auf den zweiten Blick, was eigentlich zu sehen ist – und genau das erzeugt eine zusätzliche Spannung beim Betrachter, ganz unabhängig vom handwerklichen Können des Künstlers, der sich über Konventionen offensichtlich gern hinwegsetzt. Die Bildschnitte sind gelegentlich mindestens mutig, manchmal auch schon gewagt – aber immer ästhetisch.
Info Die Ausstellung ist montags bis freitags von 15 bis 18 Uhr sowie sonntags von 11 bis 13 Uhr geöffnet.
Efraim Habermann
Göttinger Tageblatt,
Efraim Habermann, geboren 1933 in Berlin, flüchtete mit seiner Familie 1939 nach Palästina. Er ließ sich zum Feinmechaniker und Technischen Zeichner ausbilden. Nach seiner Rückkehr 1957 wirkte er unter anderem als Zeichner in der Senatsverwaltung für Bauen und Wohnen. Mitte der 60er-jahre entdeckte er die künstlerische Fotografie für sich und entwickelte seinen eigenen, markanten Stil; zeitweise arbeitete er auch als freier Fotograf. Dass er immer wieder Frauen szenisch ins Bild setzte, geht auf das Gemälde „Das Frühstück im Grünen“ von Édouard Manet zurück. In seinen Bildern setzt er oft auf starke Kontraste und eine sehr präzise Linienführung.